Zum Inhalt springen

4.12 Der Prozess der Wiedergeburt

Sie sind hier: Startseite » Die Themen » 4. Meine Beziehung zu Gott » 4.12 Der Prozess der Wiedergeburt

Was ist denn eigentlich eine Wiedergeburt im biblischen Sinn?

Wann ist man wiedergeboren? Wenn man sich „für Jesus entscheidet“, ein „Sündergebet“ gesprochen oder sich „bekehrt“ hat?

Der international anerkannte englische Bibellehrer David Pawson stellt in seinem Buch „Wiedergeburt“ etablierte Positionen der klassischen evangelikalen Bewegung, sowie der pfingstlerischen und charismatischen Bewegung in Frage. Seine Hauptaussage ist, dass die Wiedergeburt vielmehr ein Prozess ist, als ein kurzzeitiger Vorgang. Durch das Studium von „Bekehrungs“-Berichten und der Analyse dieser Ereignisse im Neuen Testament kommt er zur folgenden Definition:

Die Wiedergeburt aus echter Buße und echtem Glaube geschieht, wenn sie ihren Ausdruck in der Wassertaufe findet und mit einem bewussten Empfangen der Person des Heiligen Geistes mit Kraft verbunden ist.

Wir finden im Neuen Testament vier Phasen, die Menschen durchlaufen, wenn sie wiedergeboren werden:

- Buße gegenüber Gott (2.Kor.7,9 + 1.Thess.1,9).

- an den Herrn Jesus glauben (1.Kor.15,11; Eph.1,13).

- im Wasser getauft werden (Gal. 3,27; Eph. 5,26).

- den Heiligen Geist empfangen (2.Kor. 1,22; Gal.3,2).

Diese Punkte unterscheiden sich deutlich voneinander und können sich nicht gegenseitig ersetzen. Das Tempo dieses Prozesses ist unerheblich, wichtig ist seine Vervollständigung.

Zu den vier Phasen:

- Buße ist die am meisten vernachlässigte Phase. Buße bedeutet nicht einfach Entschuldigung. Echte Buße beginnt, wenn uns die Folgen für Gott (und seinen Sohn) bewusst werden; das ist die „göttliche Traurigkeit“, die
zur Buße führen kann. Echte Buße beginnt, wenn uns klar wird, dass wir „gegen den Himmel“ wie auch gegen andere gesündigt haben. Nur dann sind wir imstande zu erfassen, dass wir uns Gottes Autorität widersetzt, seine Gesetze übertreten, seinen Zorn provoziert und sein Gericht verdient haben. Unsere Gebrochenheit wird dann mehr zu einem „Von-Angst-erfüllt-sein“. Biblische Buße berührt drei Dimensionen: Gedanken, Worte und Taten.

Gedanken: „Buße tun“ heißt eigentlich „seinen Sinn verändern“.

Worte: das Bekennen vergangener Sünden.
Taten: Korrektur vergangener Sünden.

- Glaube an den Herrn Jesus: Dies ist von allen vier Phasen die entscheidendste. Apg.16,30: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst gerettet werden.“ Es rettet uns nicht, dass wir sagen, wir hätten Glauben, sondern nur, dass wir ihn auch wirklich haben. Konkret heißt dies: Ich glaube, dass Jesus der Sohn Gottes ist, gestorben für meine Sünden und auferstanden - Er ist mein Retter und Herr.

- Die Wassertaufe: Das Wort für „taufen“ im Urtext (baptizein) bedeutet „untergetaucht werden“.

Wichtig für diese Phase ist zu erkennen, dass der Taufe in der Bibel immer Buße und Glaube vorausgingen. (Phasen 1 + 2 vor Phase 3!) Zum Problem der Säuglingstaufe siehe ausführlich: Thema Nr. 38: „Taufe“ oder Anhang A im Buch von David Pawson „Wiedergeburt“)

Eine biblische Taufe ist für die Errettung notwendig: „Wer glaubt und getauft wird, soll gerettet werden“ Mk.16,16 (+ Joh.3,5). Zur Notwendigkeit der Taufe siehe ebenfalls Thema „Taufe“.

- Empfang des Heiligen Geistes

Es ist von größter Bedeutung zu beachten, dass im Neuen Testament der Geistesempfang nie mit Buße, Glaube oder Wassertaufe gleichgesetzt oder durch diese ausgetauscht wird. Alle vier sind voneinander verschieden, und alle vier sind notwendig.

„An Jesus glauben“ und „den Geist empfangen“ wird fälschlicherweise oft als ein und dasselbe (als Simultangeschehen) aufgefasst (siehe dazu: Apg.8,14-19). Es gibt keinen Bericht in der Bibel über solche, die den Geist während der Taufe empfingen. Auch als Jesus selbst sich taufen ließ, „empfing“ er den Heiligen Geist kurz danach. Doch was heißt „im-Geist-getauft-sein“ konkret? (Siehe dazu: Thema „Taufe im Heiligen Geist“)

Fest steht, dass eine Erfahrung einer Geistestaufe von der Person selber und von anderen nicht unbemerkt bleibt! Wenn im Neuen Testament Personen mit dem Heiligen Geist getauft wurden, gab es immer äußere Erscheinungsformen, die das Erfülltsein mit der Kraft des Heiligen Geistes bestätigten. Meistens, aber nicht unbedingt in jeden Fall, ist es das Reden in anderen Sprachen (Zungenrede). Aber auch Lobpreis (Apg.10,46) und Weissagung (Apg.19,6) sind biblische Manifestationen, die bei Geistestaufen auftraten. Wie empfängt man den Heiligen Geist? Indem man Gott darum bittet. In aller Regel mit Gebet und mit Handauflegung (Apg. 8,17; 9,17; 19,6).

Zwei Beispiele für die vier Phasen (Buße tun, glauben, taufen, empfangen) im Neuen Testament:

- die Jünger von Ephesus (Apg.19,1-6)

- der römische Hauptmann Kornelius (Apg.10,44-48; auch hier wird von allen vier Phasen berichtet. Die Reihenfolge ist aber eine andere - daran sieht man, dass es mehr auf ihre Vollständigkeit ankommt.)

Erklärungen für viele andere Berichte, auch für solche, bei denen die vier Phasen zwar vorhanden waren, aber nicht immer ausdrücklich erwähnt wurden, findet man ausführlich in David Pawsons Buch.

Wann ist jemand gerettet?

Ob alle vier Phasen für die Errettung (die Rechtfertigung) notwendig sind oder nicht (David Pawson vertritt die Ansicht, dass zumindest die ersten drei notwendig seien), sind sie alle für die Heiligung von Bedeutung.

Die weit verbreitete Ansicht, dass ein

„Übergabegebet“ alleine als „Freikarte-für-den-Himmel“ angesehen wird, deutet auf eine einseitige Auffassung von der Errettung hin. Rechtfertigung und Wiedergeburt werden als Endziel angesehen, anstatt als Mittel für jene „Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird“(Heb.12,14).

Deshalb sollte man bei evangelistischen Aufrufen eher davon sprechen, dass die Leute auf Gottes Rufen antworten und sich auf den Weg machen - Gottes Plan mit den Menschen ist damit erst teilweise erreicht.

Frage:
Bei welchen Phasen habe ich evtl. Nachholbedarf?

Literatur:

- David Pawson,
Wiedergeburt -Start in ein gesundes Leben als Christ, Projektion-J, 1991.

- Derek Prince, Biblische Fundamente.