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5.18 Gottes Traum für Dich: In Gemeinschaft leben!

In Gemeinschaft (grie. koinonia) leben, sein Leben miteinander teilen, dienen und empfangen, in erlösten und verbindlichen Beziehungen miteinander leben: all das ist Gottes Traum für Dich und mich. Wir sind heute sehr stark von einem Individualismus geprägt, der dem griechischen Denken entsprungen ist.

Praktisch sieht das so aus, dass es oft nur noch um meine Zeit, meinen Vorteil, mein Recht, meine Ansprüche, die Befriedigung meiner Bedürfnisse, mein Geld, meine Selbstverwirklichung etc. geht. Gottes Plan für uns Menschen -in Fülle zu leben (Joh.10,10) - wird dadurch torpediert.

Er selbst lebt permanent in Gemeinschaft: Der Vater mit dem Sohn und mit dem Heiligen Geist. Dieses ist die Urgemeinschaft, von der alle menschliche Gemeinschaft herrührt. In dieser Gemeinschaft hat Liebe Freiraum zur Entfaltung. Gott, der ein Gott der Gemeinschaft ist, hat dieses Prinzip in die Schöpfung mit hineingelegt. ”Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist!”(1.Mose 2,18). Deshalb schuf Gott Adam ein menschliches Gegenüber. Dadurch konnte Adam nicht nur Gemeinschaft mit Gott, sondern auch mit seinesgleichen haben. Doch bald schon kam Sünde dazwischen: Sünde, die wir in unserem Leben zulassen, zerstört - damals wie heute - nicht nur die Gemeinschaft mit Gott, sondern auch die Gemeinschaft untereinander.

Nach Gottes Schöpfungsplan gibt es verschiedene Ebenen der Gemeinschaft: Erstens die Gemeinschaft zwischen Vater, Sohn und dem Heiligen Geist, zweitens die Gemeinschaft zwischen dem dreieinigen Gott und den Menschen (die ihren Höhepunkt in der Hochzeit Jesu mit seiner Braut haben wird - Offb.19,1-10), drittens die Gemeinschaft von Gott mit dem einzelnen Gläubigen und viertens Gemeinschaft der Menschen untereinander. Es geht Gott seit der Erschaffung der Welt primär um die Gemeinschaft, die direkt mit der Gemeinde zusammenhängt, weniger um das individuelle Heil einzelner.

Wir freuen uns über jeden einzelnen geretteten Menschen. Gott und die Gemeinschaft der Engel freuen sich ebenfalls über jeden einzelnen Sünder, der umkehrt. Aber in Gottes Heilsplan geht es um die große Gemeinschaft der Gläubigen, die Summe der Wiedergeborenen - die Braut Jesu, die aus allen Nationen und Sprachen der Welt bereitet wird (Offb.7,9).

In Gemeinschaft zu leben, also in verbindlichen Beziehungen zu leben, ist ein

Geschenk Gottes. Er weiß, was gut für uns ist. Er weiß, dass wir Austausch und Ergänzung brauchen. Deshalb ist Gemeinschaft auch existenziell für diejenigen wichtig, die noch nicht verheiratet sind oder für die wenigen, die bewusst auf Ehe und Familie verzichten, um Gott besser dienen zu können, aber auch für diejenigen, die vielleicht nach vielen Ehejahren wieder alleine sind. Sie sollen - nach Gottes liebevollen Plan in einer Gemeinschaft eingebunden sein. Dies wird in wenigen Fällen eine klassische Wohngemeinschaft sein - vielmehr geht es um verbindliche Freundschaften und Beziehungen.

Dies kann ein fester Freundeskreis sein, ein Hauskreis, in dem Herzlichkeit, Liebe und Verbindlichkeit zu finden sind oder eine Hausgemeinde, in der zusätzlich Jüngerschaftsprozesse möglich sind. Denn es geht Gott um die Gemeinde und in ihr um Jüngerschaft.

Es gibt leider auch unter deutschen Christen eine Isolation, eine Beziehungslosigkeit, Einsamkeit und eine große Unverbindlichkeit, die insbesondere auch durch beziehungsfeindliche Strukturen der Kirchen beeinflusst wurden (wie z.B. die Ein-Mann-Gottesdienstform, in der einer redet und alle anderen sind passiv und schauen zu).

Gott hat uns zu einem Leben in Gemeinschaft geschaffen:
Vertikal, Gemeinschaft mit Ihm und horizontal, Gemeinschaft untereinander.
Er hat uns auf Ergänzung angelegt. Wir schaffen es nicht alleine.

In Seiner Klugheit hat Er uns so gemacht, dass wir einander brauchen.

Seine Gaben hat Er so verteilt, dass nie einer ohne andere auskommt. Es gibt sie eben nicht, die ”Eierlegendewollmilchsau”.

Oft haben wir unsere Pastoren auf dieses Podest gehievt - aber zu ihrem und unserem Schaden. Alleskönner arbeiten meistens aus dem ”Fleisch”.

Der Heilige Geist ist es, der die Gaben verteilt, wie Er will (1.Kor.12,11).

Die Bibel gebraucht für die Gemeinschaft der Gemeinde das Bild vom menschlichen Körper: Jeder an seinem Platz, jeder mit der Gabe, mit der er mit relativer Leichtigkeit und Freude seinen Platz ausfüllen kann - zum Wohle der Gemeinschaft. Dann kommt es auch nicht zur Überforderung des Einzelnen. Zufriedenheit und Gelassenheit sind die Folge, wenn man erkennt: Ich brauche die anderen und die anderen brauchen mich und wir alle leben aus der Gnade Gottes. Individualisten und Solochristen leben am Ziel Gottes vorbei. Ihm geht es um die Gemeinschaft in der Gemeinde. Deshalb ist Gott auch dabei, Gemeinde ganz neu zu erfinden - wieder ursprünglich zu definieren, was Gemeinde bedeutet (siehe dazu u.a. die Bücher von Wolfgang Simson).

Leben in einer Gemeinschaft bedeutet sich zu investieren, seine Gaben einzubringen, sich mitzuteilen, sich ein stückweit zu verschenken, danach zu streben, sich geistlich zu multiplizieren, aber auch empfangen, finden, lernen, von den Gaben der anderen profitieren, genießen, miteinander essen, Spaß haben - letztlich zu lieben und geliebt zu werden. All dies, obwohl man sich kennt, mit allen Stärken und Schwächen, mit allem Liebenswerten und allem Merkwürdigen. Aber diese Qualität der Gemeinschaft ist erst dann möglich, wenn wir lernen, den anderen mit Gottes Augen zu sehen. Wir können uns entscheiden zu versuchen, ihn zu lieben, so wie Gott ihn liebt.

Literatur zu Thema:

- Gilbert Bilezikian, Gemeinschaft, Gottes Vision für die Gemeinde, PJ-Verlag.

- Bruno Schär, Der Geist und die Braut sprechen: Komm! - Das Geheimnis der Gemeinde Jesu Christi, LCA-Verlag, Schweiz, Tel./Fax 0041-71 9512610.

- Wolfgang Simson, Häuser, die die Welt verändern, C&P Verlag.

- Wolfgang Simson, Das 1x1 der Hauskirchen, C&P Verlag