5.8.2 Leben in Fülle: Durchbruch zum Zerrbruch
Der gebrochene Mensch
„Gebrochenheit“ ist in diesem Zusammenhang durchweg positiv zu verstehen, wie die nachstehenden Ausführungen deutlich machen.
Gott hat mit jedem Menschen eine persönliche Historie. Gott wirbt um uns und sehnt sich danach, dass wir reifen und in das Leben in Fülle hineinkommen, das er uns in Johannes 10,10 versprochen hat. Die Geschwindigkeit des inneren Wachstums hängt stark von unseren Antworten auf Gottes Werben ab.
Welches sind die zentralen Bibelstellen zum Thema „innerer Zerrbruch“?
Psalm 51,15-19: „Die Gott wohlgefälligen Opfer sind ein zerbrochener Geist; ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, o Gott, nicht verachten.“
Psalm 34, 18: „Der HERR ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, deren Geist zerschlagen ist.“
Mat. 10,39: „Wer sein Leben findet, der wird es verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden.“
Lukas 20, 17+18: „Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden? Wer auf diesen Stein (Jesus) fällt, der wird zerschmettert werden; auf welchen er aber fällt, den wird er zermalmen.
Joh. 3,30: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“
Jesus ist das große Vorbild eines zerbrochenen Menschen: In seinem Verhalten und sogar physisch:
1.Kor. 11, 24: „Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird, solches tut zu meinem Gedächtnis!“
Innerer Zerrbruch ist eine Entscheidung. Und es ist ein Wirken des Heiligen Geistes im Leben des einzelnen Christen und somit kein eigener Verdienst.
Zerrbruch ist ein Prozess: Er beginnt mit der Erkenntnis, dass ich mit meiner Schuld nicht vor Gott bestehen kann. Er geht weiter mit dem bewussten Erleben was Gnade, Liebe und Hingabe bedeutet. Während des weiteren Prozesses sehnt man sich mehr danach, dass Gottes Willen statt des eigenen Willens geschieht. Der Prozess des Zerrbruchs mündet in einer freiwilligen Hingabe an Gott. Dies können materielle Dinge sein (Geld, Haus, sonstiges Vermögen), Beziehungen oder sogar das eigene Leben (Märtyrertod).
Markus 10, 29 „Jesus antwortete ihm und sprach: Wahrlich, ich sage euch, es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker um meinetwillen und um des Evangeliums willen verlassen hat, der nicht hundertfältig empfinge, jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker, unter Verfolgungen, und in der zukünftigen Weltzeit ewiges Leben.“
Offb.12,11 „Und sie haben ihn (Satan) überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis in den Tod!“
Man spürt im Umgang mit Menschen, ob Gott in seiner Liebe schon jemand zu einem inneren Zerrbruch geführt hat.
Hier zunächst mögliche Kennzeichen nicht gebrochener Menschen:
Aufbrausend, egoistisch, auf sein Recht beharrend, stolz, auf Status-Symbole wert legend, herrisch, ungeduldig, neidisch, „ständig unter Strom“, Diskussionen liebend, es kommt auf seine Argumente und Positionen an, taktisches Verhalten, misstrauisch, auf sein Fremdbild bedacht, ehrenrührig, sich gut verkaufen wollen, sich in ein gutes Licht rücken, Fehler anderer betonen, kritisieren, schlecht über andere reden, Machtspielereien, psychosomatische Beschwerden, gesetzliches Verhalten, sich Absondern von anders Denkenden/ Glaubenden, innerlich eher unfrei, will Gott und Menschen durch gute Taten imponieren, oft ehrgeizig (geizt nach Ehre).
Die Auswirkungen eines inneren Zerrbruchs sind ebenfalls beobachtbar:
Demütigende, dienende Grundhaltung, den anderen höher achtend als sich selbst, geduldig, sanftmütig, klar unterscheidend, kühn, mutig, leidenschaftlich, ist bestrebt, Gottes Willen in einer Sache zu suchen und umzusetzen, dies ist ihm/ihr wichtiger als die eigene Meinung, die Nähe/ Intimität Gottes suchend, hat innere Überzeugung, dass es auf Gottes Eingreifen ankommt, dass von Gott die entscheidende Lösung bei Problemen zu erwarten ist, lebt nicht aus eigener Kraft, lebt täglich aus Gnade, erwartet täglich Wunder, weiß, dass er von Gottes Führung und seiner Background-Arbeit abhängig ist, lässt sich von Jesus heiligen und heiligt sich nicht selbst (Heb.10,10+14, Joh. 17,19), ein gebrochener Mensch erkennt, dass eigene Charakter- und Verhaltens-Änderungen ein Wirken des Heiligen Geistes in seinem Leben ist und nur durch die bewusst gesuchte Nähe zu Gott gefördert werden kann, Zerbrochene sind oft Teamplayer und keine Einzel-Helden, bei wichtigen Entscheidungen achten sie auf Einheit („Es hat dem Heiligen Geist und uns gefallen…“ Apg. 15,28), sie sehen die Notwendigkeit aller Gaben des Heiligen Geistes und der verschiedenen Ämter (Fünffältiger Dienst nach Eph. 4,11), sie bedienen sich der Gaben des Heiligen Geistes, sie freuen sich, wenn andere mehr gesegnet werden als sie selbst, sie stellen Gott ihr Hab und Gut und ihr Leben zur Verfügung, sie kämpfen nicht unbedingt für ihre Rechte – sie lassen Gott Raum einzugreifen („Rächt euch nicht selbst, ihr Lieben, sondern gebet Raum dem Zorne Gottes; denn es steht geschrieben: „Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr.“ Römer 12,19), der Zerbrochene arbeitet nicht um der Anerkennung willen, sondern um des Auftrags und der Aufgabe willen, er muss keine Streitgespräche führen, er muss sich nicht ständig rechtfertigen, kontra geben, seine Position verteidigen und sich selbst erklären, Zerbrochene sind innerlich fest, reif im Glauben, überzeugt, können sich einordnen und unterordnen, sind bescheiden, leben entspannter – mit weniger Bauchschmerzen, Stress und Unruhe, weil sie versuchen mit dem Willen Gottes in Übereinstimmung zu leben, sie hassen und lassen Sünde (mehr und mehr), die Nähe zu Gott prägt und verändert alle Bereiche ihres Lebens und ihres Charakters.
Es ist wesentlich leichter als Zerbrochener zu leben (aus Gnade), man muss sich nicht ständig rechtfertigen, seine Meinung durchsetzen und aus eigener Kraft agieren. Es befreit. Mit zerbrochenen Menschen zusammen zu leben und zu arbeiten ist leichter und angenehmer. Sie leben mehr und mehr „online“, das heißt, sie achten auch im oft hektischen Alltag auf das Drängen des Heiligen Geistes mit Gott in (ständiger) Verbindung zu bleiben.
Zerrbruch heißt nicht, dass man seine Persönlichkeit aufgibt. Man ist weiterhin für sein Leben und Handeln verantwortlich – gegenüber Gott und den Menschen.
Zerrbruch ist vielmehr eine Haltung, ein geistgewirkter Lebensstil.
Menschen im direkten sozialen Umfeld werden den fortschreitenden Prozess des Zerrbruchs durch Verhaltensänderungen bemerken.
Wie kann ich den Durchbruch zum Zerrbruch in meinen Leben fördern?
- Indem ich den Heiligen Geist bitte in mir die Liebe und Gnade Gottes lebendig zu machen.
- Indem ich bete: „Herr, verändere mich in das Bild, das Du von mir hast.“
Einem Zerbrochenen fällt es leichter seine Sorgen Gott abzugeben: „Sorget um nichts, sondern in allem lasset durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden. Und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und Sinne bewahren in Christus Jesus.“ Phil.4,6