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6.9 Das Abendmahl

Die Bedeutung des Abendmahls

Das Feiern des Abendmahls ist für Christen eine Erinnerung an den Sieg, den Jesus am Kreuz für jeden einzelnen von uns errungen hat (z.B. Freiheit von Schuld, Krankheit, Mangel; außerdem haben wir dadurch direkten Zugang zum himmlischen Vater und ewiges Leben).

Neben dem Dank für seinen Gehorsam und seine Liebe erinnert uns der Weinkelch daran, dass wir in einen Neuen Bund (Lukas 22,20) berufen sind:

Wir sind erlöst, damit wir unser Leben in Gottes Sachen investieren (1.Petrus 2,9)!!!

Die biblische Grundlagen des Abendmahls

Die wichtigsten Bibelstellen:

Math.26,26-30; Markus 14,22-25;

Lukas 22,14-20; Joh. 6,54-56, Joh.13,1-30; 1.Kor.10,16+17 und der am häufigsten verwendete Einführungstext bei einer Abendmahlfeier:

1.Kor.11,23-32:

23 Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich auch euch überliefert habe, dass der Herr Jesus in der Nacht, in der er überliefert wurde, Brot nahm

24 und, als er gedankt hatte, es brach und sprach: Dies ist mein Leib, der für euch ist; dies tut zu meinem Gedächtnis!

25 Ebenso auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, dies tut, sooft ihr trinkt, zu meinem Gedächtnis!

26 Denn sooft ihr dieses Brot esst und den Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

27 Wer also unwürdig das Brot isst oder den Kelch des Herrn trinkt, wird des Leibes und Blutes des Herrn schuldig sein.

28 Der Mensch aber prüfe sich selbst, und so esse er von dem Brot und trinke von dem Kelch.

29 Denn wer isst und trinkt, isst und trinkt sich selbst Gericht, wenn er den Leib ‹des Herrn› nicht ‹richtig› beurteilt.

30 Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil sind entschlafen.

31 Wenn wir uns aber selbst beurteilten, so würden wir nicht gerichtet.

32 Wenn wir aber vom Herrn gerichtet werden, so werden wir gezüchtigt, damit wir nicht mit der Welt verurteilt werden.

Alttestamentliche Wurzel des Abendmahls

Das Abendmahl hat seinen Ursprung im jüdischen Passafest. Das Passafest erinnert das Volk Israel an ihre Befreiung von der ägyptischen Gefangenschaft.

Im übertragenen Sinn erinnert uns das Abendmahl an unsere Befreiung z.B. von dem Getrenntsein von Gott, von Sünde und von der Unfähigkeit, die (geistliche) Realität zu erkennen (Joh.3,3).

Die Passafeier wurde vom Familienoberhaupt in den Häusern geleitet (2.Mose 12).

Die Einsetzung des Abendmahls

Als Jesus kurz vor seiner Gefangennahme das Passamahl mit seinen Jüngern aß, wusch er seinen Jüngern –während des Abendessens- die Füße, setzte sich anschließend wieder an den Tisch, zerbrach ein Brot, gab ihnen einen Weinkelch und erklärte ihnen diese symbolischen Gesten (Joh.13).

Die Bedeutung von Brot und Wein

Christen glauben oft, dass es bei Brot und Wein zweimal um die gleiche Sache geht, nämlich um die Vergebung unserer Schuld und unsere Annahme bei Gott.

Das ist aber nicht zutreffend. Das Neue Testament macht an mindestens vier verschiedenen Stellen deutliche Unterschiede zwischen Brot und Wein.

Beim Brot geht es in der Tat darum, dass sein Körper am Kreuz „zerbrochen“/ getötet wurde, damit wir unsere ganz persönliche Versöhnung mit Gott, die Befreiung von der trennenden Sünde erleben können.

Und es ist richtig, dass Jesus uns mit seinem Blut freigekauft und uns zu Gottes Kindern gemacht hat (z.B. 1.Petrus1,18ff). Trotzdem geht es beim Wein des Abendmahls um einen wichtigen zusätzlichen Aspekt, der fast immer vernachlässigt wird:

Wir lesen in allen vier Berichten des Neuen Testamentes, dass der Weinkelch „der neue Bund in meinem Blut ist“ (Lukas 22,20; 1.Kor.11,25, Mt.26,28; Mk. 14,23).

Das heißt konkret: Es geht beim Wein –neben der Erlösung – um den Neuen Bund, den Jesus mit seinen Jüngern geschlossen hat.

Worum geht es in diesem Neuen Bund?

(s. Thema Nr.8: Alter Bund-Neuer Bund)

- Wir sind herausgerufen in das Königreich Gottes.

- Wir sind herausgerufen, damit wir die Tugenden dessen verkündigen, der uns berufen hat (1.Petrus 2,9; Mt.28,18-20; Mk.16,15-20).

1.Petr 2,9:

„Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat.“

Das Abendmahl erinnert uns also daran, dass wir auserwählt und als Gemeinde gesandt und bevollmächtigt sind, seine Taten zu verkündigen.

Zum Abendmahl gehört deshalb auch, dass die Gemeinde sich neu auf ihre Identität als Volk Gottes besinnt und ihre Berufung feiert und gestärkt wird.

Mit anderen Worten:

„Wir sind das Volk!“ - das erwählte, das bevollmächtigte und das gesandte Volk.

Wir erkennen hieran, dass beim Abendmahl nicht mein persönliches, individuelles Heil im Mittelpunkt steht (es geht nicht nur um meine Sünde, meine Errettung, mein ewiges Leben).

Es geht um viel mehr! Die Gemeinde ist als Volk Gottes aus der Finsternis ins Licht, ins Reich Gottes und in den Neuen Bund berufen worden.

Zuerst die Erlösung, die Befreiung, die Berufung – dann aber auch die Sendung, der Auftrag, Reich Gottes zu bauen. Gesandt zu sein, heißt nicht nur im Ausland seine Taten zu verkündigen, sondern genauso in meinem Beziehungskreisen - hier und heute.

Die Erlösung hat nämlich ein Ziel:

Wir sind erlöst, damit wir würdig (im Sinne von heilig/gerecht) und fähig sind, gesandt zu werden.

Die Einsetzung des Abendmahls durch Jesus ist also weit mehr als eine private Abschiedsfeier im Jüngerkreis und auch mehr als eine seelsorgerliche Vergewisserung des persönlichen Heils. Jesus hat mit dem Abendmahl vielmehr einen heilsgeschichtlichen Meilenstein gesetzt (Erlösung und Sendung!).

Der Wunsch der meisten Christen ist, Gott zu lieben. Das bedeutet auch: seine Sicht der Dinge anzunehmen. Gott denkt von seinen Zielen her, vom Bau des Reiches Gottes. Und dazu braucht er die Gemeinde, ein Volk, das er senden kann.

Und wenn sein Reich in der neuen Welt vollendet sein wird, wird Jesus das Abendmahl wieder mit seinen Jüngern feiern.

Es geht beim Abendmahl nicht um ein trauriges Ritual, sondern um eine lebendige, freudige Feier:

- weil Jesus uns erlöst hat.

- weil wir in seinem Reich leben dürfen und zum Weiterbau berufen und bevollmächtigt sind.

Wir können beim Abendmahl über die Liebe Gottes zu den Menschen staunen, sein Erbarmen erkennen und gestärkt und motiviert in den Alltag zurückkehren.

Literatur:

- Wolfgang Kraska, Unsere Abendmahlfeiern – nur eine halbe Sache? in: `Praxis´ 1/00.

- Ian Seaders, Erste Schritte, Kapitel 8: Das Abendmahl.

- Mike Chance, Erlöst durch sein Blut.